Sommerpause

22. Juni 2012 / Eingestellt von thw um 21:35 /

Das mag der Grund sein, warum dieser Text in einer Berliner Tageszeitung noch nicht erschienen ist. Bevor die Ausstellung ihr Ende findet, veröffentlichen wir den Text an dieser Stelle:


Text zum Foto zum Text
Victor Burgin in der Galerie  Thomas Schulte
Galerien sind Orte einer spezifischen Ökonomie. Diese Tatsache aber wird einem erst bewußt, wenn die Ökonomie in den Hintergrund gerückt wird. Beispielhaft dafür ist die Ausstellung des Werke von Victor Burgin in der Galerie Thomas Schulte, die als gelungene Darstellung eines künstlerischen Werkes zu verstehen ist. Was zu sehen ist, ergibt eine Art Retrospektive des Werkes von Victor Burgin. Gleichzeitig erhält der Besucher eine konzisen Einblick in die frühen Jahre der sogenannten Konzept Kunst. Victor Burgin, Jahrgang 1941, gehört zu den Pionieren dieser Kunst, die weniger mit Konzepten, sondern eher mit Begriffen zu tun hat. So erstaunt es dann auch nicht, dass er zu den Gründungsmitgliedern der Künstlergruppe 'Art & Language'gehörte.
Sprache und dessen Verhältnis zum Bild ist ein wesentliches Ingredienz des Werks von Victor Burgin. Das wird deutlich in der ältesten Arbeit der Ausstellung mit dem Titel 'Performativ/ Narrativ'. Die Version, die in der Ausstellung zu sehen ist, ist jüngeren Datums, denn sie wurde für die Ausstellung noch mal hergestellt. Die Texte waren kein Problem, aber die dazugehörigen Fotos waren nicht aufzufinden, bis der Künstler selbst Abzüge in die Galerie brachte und sie in das Werk integrierte. Die Arbeit steht ganz bewußt am Anfang der Ausstellung, die sich unter dem Titel 'Three Decades' in ausgewählten Werken dem Oeuvre des Künstlers widmet. Dabei wird deutlich, wie Bild und Text sich ergänzen oder auch auseinander driften. In der Arbeit 'Performativ/Narrativ' überlagern sich drei verschiedene Sprachebenen, wenn man das Bild ebenfalls als eine Ebene der Sprache versteht.
Die Arbeit 'Zoo 78', entstanden als der Künstler DAAD Stipendiat in Berlin war, ist der Text direkt in das Bild integriert und erhält so eine spezifische Bedeutung.  Die Situation der Berliner findet sich in der Beschreibung wieder, die sich im ersten Blick auf den Bahnhof 'Zoologischer Garten' fäussert: "Mauern und Zäune umgeben den Zoo. Die Einwohner, im Wissen beobachtet zu werden, tun so als wäre dem nicht so."  Schon allein wegen dieses Werkes lohnt sich der Besuch der Ausstellung, weil hier das West-Berlin vor der Mauer anders aussieht als sonst: leere Flächen, Bilder hinter Glas und der Blick nach drüben mit Rettungsring und Notrufsäule. Acht Fotos und Texte, die eine ganze Ära aufscheinen  lassen. Tatsächlich ist es erstaunlich, dass diese Arbeit noch nicht ihren gebührenden Platz in der Sammlung der Berlinischen Galerie erhalten hat.
Die Ausstellung schliesst mit einer Arbeit aus dem Jahre 1982, die sich in Bild und Text mit der Erzählung 'Gradiva' beschäftigt, die auch von Freud aufgenommen wurde. Hier zeigt sich ein souveräner Umgang mit Text und Bild beziehungweise Text und Schrift. Von der Schrift in das bewegte Bild ist es kein langer Weg und so wird in 'Love Stories #2' das Begehren zu einem Panoptikum aus Szenarien à la Hollywood. Jetzt warten wir nur noch auf den richtigen Film aus Hollywood mit dem Regisseur Victor Burgin. Aber das ist eine ganz anderer Ökonomie.
Thomas Wulffen
Galerie Thomas Schulte
Charlottenstr. 24, 10117 Berlin
Bis 23.Juni

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