Das kleine rote Buch der Kunst?

11. Februar 2007 / Eingestellt von thw um 09:28 /


Es ist schon ein bis drei Wochen her, dass ich ein kleines Päckchen erhielt. Das Päckchen enthielt eine kleines rotes Buch, das mich gleich an ein anderes rotes Buch erinnerte, die Mao Bibel. Irgendwann in den späten sechziger oder den frühen siebziger jahren habe ich das Büchlein selber besessen. Gelesen habe ich darin nicht, denn was sollte ich mit den 'Worten des Vorsitzenden Mao' anfangen. Der Besitz war eine blosse Oppositionsgeste von buchstäblichem Ausmass. Heute würde ich das Original nicht mehr in die Hand nehmen, nachdem sich herausgestellt hat, dass Mao Zedongs doch nur ein weiterer Menschenschlächter war. (Wenn ich die täglichen Opfer im Irak sehe, dann frage ich mich, ob George W. Bush nicht auch zu dieser Kategorie zu rechnen ist. Und er macht sein schmutziges Geschäft einfach weiter.)

Mit diesem Buch, das jetzt auf meinen Schreibtisch liegt, hat es aber eine ganz andere Bewandtnis: es ist der Jahreskalender der Galerie für zeitgenössische Kunst in Leipzig, abgekürzt GFZK, und gleichzeitig Informationsbroschüre und Ausstellungskalender der Institution. Die zwei Häuser in der Karl-Tauchnitz-Strasse beherbergen auch die Sammlung des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. berherbergt. Was bis zum letzten Jahr Dauerleihgabe war, ging 2006 in den Besitz des Hauses über.
Zur Zeit läuft noch die Ausstellung von Tilo Schulz, dessen Arbeit so intelligent ist, dass er noch nicht im mainstream zeitgenössischer Kunst angekommen ist. Unter dem Titel 'Formschön' widmet er sich dem Formalismus, "um damit eine längst überfällige Neuinterpretation des Formalismus nach dem Zusammenbruch des Ostblocks anzustoßen und dessen ideologiekonforme und oppositionelle Rolle im Westen und Osten zu beleuchten" (bis 9. April) Zitat aus dem erwähnten Büchlein.
Vielleich ist das Rot doch passend, denn ähnliche Aussagen wird man in 'westdeutschen' Katalogen nich so schnell finden.

P.S.: Der Löffel dient nur zum Größenvergleich. Andere Assoziationen sind rein zufällig.

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