Kulissenzauber

25. März 2009 / Eingestellt von thw um 15:41 /












Gestern auf der Pressekonferenz waren sie alle da, sogar Eva und Adele. Aber schnell breitete sich
Enttäuschung aus. Schließlich war das Thema denn zu gewöhnlich in diesen Zeiten und offensichtlich hat Birnbaum keine Antwort gefunden auf die Zustände des derzeitigen Spätkapitalismus. Dabei fing es so gut an im Hinweis auf die Architektur Biennale und die Filmbiennale, aber seinen Platz hat die Kunst des Daniel Birnbaums da nicht gefunden. Wollen wir hoffen, die nationalen Pavillons gelingt der Turn around. Ansonsten Schweigen. Hier ein Text für die Stuttgarter Nachrichten:

Die Biennale von Venedig gehört wohl weltweit zu den wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, auch wenn die Biennalisierung der Kunstwelt kaum Grenzen mehr kennt. Dennoch bleibt das Interesse an dieser Ausstellung ungebrochen, was sich auf der Pressekonferenz zur kommenden Weltkunstausstellung ablesen ließ: Die Sitzplätze reichten nicht aus. Siebenundsiebzig Länder nehmen an der Ausstellung teil, darunter zum ersten Mal Palästina. Neben den nationalen Präsentationen steht auch immer die Hauptausstellung im Vordergrund. Schon die Wahl des dafür zuständigen Kurators wird als ein Zeichen gelesen. Diesmal ist es Daniel Birnbaum, Rektor der Städel Schule und ansonsten Hans Dampf in allen Gassen. Das Thema seiner Schau lautet 'Welten machen' und bietet eine Übersicht von über neunzig Künstlern. Anlässlich der Biennale wird die Kunst nicht neu erfunden, aber dennoch sollte der Kurator sich darum bemühen. Schon das Thema ist eigentlich ein genuin künstlerisches Vorgehen, dessen kritische Dimension noch entwickelt werden muss. Wie aber lässt sich eine Kritik entwickeln, die zur Basis künstlerischer Praxis gehört? Wer davon spricht "die volle Bandbreite zeitgenössischer künstlerischer Strategien" vorzustellen, hat sich zu viel vorgenommen oder verfällt einfach nur der Diktion der Werbung. Wer mit dem Werk von Yona Friedman noch Welten erschaffen will, arbeitet mit Material von vorgestern und tut so als habe sich danach nicht mehr getan. Andererseits finden sich ín der Künstlerliste dann auch Positionen wie die André Cadere, die von Einfluss waren auf eine jüngere Generation Angesicht der Finanzkrise wären weniger Künstler mehr gewesen. Den Mut dazu aber hat Daniel Birnbaum frühzeitig verlassen. Schließlich müssen die Räume in den Giardini, dem Arsenale alle gefüllt sein. Ausnahmen bestätigen die Regel. So hat der Besucher auf dieser Biennale die Chance das Werk von Öyvind Fahlström oder Blinky Palermo wieder zu sehen. Und im sogenannten Garten der Jungfrauen werden sich weitere Künstler präsentieren. Für Birnbaum handelt es sich dabei um "eine außergewöhnliche stimmungsvolle Kulisse." Hoffen wir das neue Café, gestaltet von Tobias Rehberger, wird nicht so stimmungsvoll. Aber eigentlich hätten wir uns einen neuen Cafegestalter gewünscht, jünger, weiblich und nicht so gut im Geschäft. Wer da dann noch Markt sprechen will, wie auf der Pressekonferenz geschehen, dem mag das Kopfschütteln der Kollegen nicht mehr auffallen. Opposition kann sich da allenfalls in den nationalen Pavillons zeigen. So wird der österreichische Pavillon seine Länderkennzeichnung auf dem Dach durch das Wort 'Tabu' ersetzen laut Auskunft der zuständigen Kuratorin Valie Export, die ebenfalls zur Pressekonferenz lud. Elke Krystufek, Dorit Margreiter und Franziska und Lois Weinberger sind Vertreter einer aktuellen Kunst, die dennoch Verweise auf die Tradition beinhaltet. Und Liam Gillick als Vertreter im Deutschen Pavillon wird schon die richtigen Fragen haben. Wem das Angebot noch nicht reicht, der kann sich dann in das wieder eröffnete Archiv der Biennale stürzen im umgebauten ehemaligen Italienischen Pavillon, der jetzt zum Ausstellungsraum der Biennale wird, nicht nur zur Biennale Zeit.

Thomas Wulffen

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