Bei Gefahr und größter Not...
18. Oktober 2007 / Eingestellt von thw um 09:36 /
bringt der Mittelweg den Tod, sagt man so. Die Verleihung der Goldenen Löwen im Rahmen der Biennale Venedig für den Bereich Bildende Kunst gerät in die Gefahr, auf dem Mittelweg zu bleiben.
Die Auszeichnung für den ungarischen Pavillon mit dem Beitrag von Andreas Fogarasi ist in jeder Hinsicht gerechtfertigt und verdient. Andererseits ist sie auch kaum eine Überraschung, denn das Angebot an guten Ausstellungen in dieser Ausgabe der Biennale war eher enttäuschend: entweder bombastisch (Sophie Calle), verschroben (Isa Genzken), albern (Tracy Emin) oder zu vernachlässigen (Herbert Brandl).
Den golden Löwen für den Beitrag eines Künstler, einer Künstlerin unter vierzig Jahren erhält Emily Jacir:
“The award for an artist under 40 is given for a practice that takes as its subject exile in general and the Palestinian issue in particular. Without recourse to exoticism, the work on display in the central Pavilion at the Giardini establishes and expands a crossover between cinema, archival documentation, narrative and sound. The Golden Lion to an artist under 40 overall, is given to Emily Jacir.”
Es ist immer gut, wenn man nicht vor der Haustür das Elend wahrnehmen muss. So sehen wir die Nichterwähnung des Niederländischen Pavillon mit dem Beitrag von Aernout Mik als ein Symptom dafür. Auch auf dem Hintergrund der der aufgeblasenen 'politischen' Ausstellung von Robert Storr im Arsenale. Das ist Kunst à la Bush: keine Differenzierung, dafür Simplifikationen en masse.
Ein weiteres Symbol dafür ist die Arbeit des dritten Preisträger Leon Ferrari: Jesus auf einem Düsenjet angebracht. Mit dem Preis aber soll auch ein Lebenswerk gewürdigt werden. Na, dann. Das gilt dann auch für Benjamin Buchloh, verdientermaßen.
Golden Lion to an art critic or an art historian for his or her contribution to contemporary art: “The award for Art Criticism is given for a body of writing characterised by an uncompromising and scholarly attitude towards Contemporary Art practice and to the history of art. The Jury also recognizes in this work a profound knowledge of art from the ‘60 and ’70, and the articulation of the historical avant-gardes in the context of art today. The Golden Lion to an art critic or art historian for his or her contribution to Contemporary Art is awarded to Benjamin Buchloh.”
Ehrende Erwähnung erfährt Nedko Solakov für seine Installation mit Zeichnungen direkt auf die Wand. Das ist gelungen, schön und kritisch und an dieser Stelle sind wir uns dann einig mit der Jury auf Vorschlag von Robert Storr besetzt mit Manuel J. Borja-Villel (Präsident), Iwona Blazwick, Ilaria Bonacossa, Abdellah Karroum und José Roca.Eine weitere ehrende Erwähnung fand der lettische Pavillon mit dem Beitrag von Nomeda & Gediminas Urbonas.
In den ersten hundert Tagen hat die Biennale mehr als 232,000 Besucher zählen können. Bis zum 11. November kann man noch mit den Füßen denken und mit dem Hirn laufen, wenn man das Motto dieser Biennale ernst nehmen will.
Wir gratulieren allen und drücken einigen die Hand, you know who...
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