Zeitgenossen

Georg Petel: Kruzifixus, um 1623, Elfenbein, PrivatbesitzH. 53 cm
Foto: Bayerisches Nationalmuseum

Man muss es gesehen haben, um es zu glauben. Draußen vor dem Gebäude hängt ein großes Plakat mit dem Abbild der Figur Christi am Kreuz und dem Zusatz des Namens Georg Petel. Die Figur schwebt vor einem schwarzen Hintergrund und blendet damit auch einen direkten Zeitbezug aus. Wer nicht Kunsthistoriker ist, wird den Namen nicht gleich identifizieren, aber Georg Petel ist kein Zeitgenosse dieser Zeiten, sondern ein Künstler des 16. Jahrhunderts. Seine Skulpturen sind jetzt zu sehen im Münchener Haus der Kunst und sie sind für sich eine Offenbarung und im Kontext der Ausstellungen von Gilbert & George und Christoph Schlingensief ebenso. Die Dissonanz, von der Willibald Sauerländer in der Süddeutschen Zeitung schreibt angesichts des Hauses der Kunst, lässt sich hier in dieser Zusammenstellung greifen. Das Gesamtkunstwerk des Hauses der Kunst, das Sauerländer der Dissonanz zur Seite stellt, ergibt sich da wie von selbst.
Christoph Schlingensief präsentiert zum ersten Mal eine richtige Ausstellung, keine Wiederverwertung einer Performance oder einer anderen Tour de Force. Die muss der Betrachter selbst erleben, lässt er sich auf die Ausstellung ein. Insgesamt sind 20 Filme zu sehen, mit '18 Bildern pro Sekunde'. Jedenfalls ist das der Titel der Ausstellung, die Retrospektive und Rückblick zugleich sein will. Bei den Filmen finden sich Arbeiten von 1972 und ganz neue Arbeiten im Umkreis seiner Operninszenierung des 'Fliegenden Holländers' in Manaus. Das Beiheft zur Ausstellung bietet darüber hinaus ein Glossar zur Ausstellung und zum Künstler, das es zum Aufheben (im doppelten Sinne des Wortes) wert ist. Und tatsächlich erscheint dann wieder der Künstler Christoph Schlingensief und nicht der Medienstar.
Die Retrospektive von Gilber & George erschlägt einen fast, wären da nicht auch die frühen Arbeiten, die heute seltener gezeigt werden. Aber auch hier ist der Körperr Ausdrucksmedium wie allerdings versteckter auch bei Schlingensief und alle können sich auf den Zeitgenossen Georg Petel beziehen.