Können Menschen denken?
7. Mai 2007 / Eingestellt von thw um 11:56 /
Tomas Schmit: „dürfen quallen fluchen?“ aus der Serie „können menschen denken?“ 2000
© Nachlass Tomas Schmit
fragte sich Tomas Schmit und suchte in seinem Werk nach Antworten auf diese Frage. Mit den Antworten wurde er zum einem Philosophen unter den Zeichnern. Das wird wunderbar deutlich in der Retrospektive, die das Ludwig Museum in Köln zeigt. Zum Glück traf ich Kaspar König in 'seinem' Museum persönlich an, der mir dann die Pforten für die noch nicht geöffnete Ausstellung öffnete: Jede Ansicht eine Einsicht.
Leider wird die Ausstellung nicht in Berlin zu sehen sein. Eine Anfrage an das Kupferstickabinett wurde negativ beschieden und eine Kunshalle, die ebenfalls dafür in Frage käme, gibt es in Berlin noch nicht. (Wenn eine Kunsthalle welcher Façon auch immer sich dafür zuständig fühlt.) 'Der Prophet gilt nichts im eigenen Land'. Q.E.D.
Tomas Schmit: "immer dieses rauf und runter, denkt die möhre", 1975
© Nachlass Tomas Schmit
Aus der Presemitteilung des Ludwig Museums:
Der Fluxuspionier und Zeichner Tomas Schmit ist am 4. Oktober 2006 in Berlin gestorben. Er hat seine Arbeit in seinen Werkkatalogen stets selbst kommentiert. Der letzte, vierte Band dieses als Künstlerbuch konzipierten Werkverzeichnisses erscheint im April 2007 posthum. Aus diesem Anlass widmet das Museum Ludwig Schmit eine Werkschau mit rund 150 Zeichnungen, Büchern und Editionen aus 40 Jahren Arbeit.
Künstlerische Reflexion von wissenschaftlichen Fragen ist die Basis der Arbeit von Tomas Schmit. Die Themen, die seinen Texten und Zeichnungen zugrunde liegen, äußern sich u.a. in Fragen zur Evolution, Gehirn- und Verhaltensforschung und zur Wahrnehmung. Schmit stellt Fragen, die kaum ein Wissenschaftler zu stellen wagt, etwa: "Woher weiß ein Chamäleon, welche Farbe es annehmen soll? Wie die Flunder, deren Augen doch nach oben blicken, wann sie sich auf gleichfarbigem Untergrund befindet?" Schmit zeigt, dass vieles, was unter und zwischen Tier, Mensch und Pflanze vorgeht, schwieriger und bizarrer ist, als es zunächst den Anschein hat. Seine Kunst bleibt dabei stets auf der Suche nach den Mechanismen der Wahrnehmung.
Tomas Schmit wurde 1943 im Bergischen in der Nähe von Köln geboren. Als junger Mann fuhr er nach Wiesbaden zu George Maciunas und schloss sich der Fluxusbewegung an. Bekannt wurde er durch seine bestechend einfachen Aktionen wie dem "zyklus für wassereimer (oder flaschen)" von 1962. Er beteiligte sich an fast allen internationalen Fluxusfestivals, an der berühmten Aktion "24 Stunden" (1965 in Wuppertal) und an der Organisation des Fluxus-Events "20. Juli", das 1964 an der Aachener TU stattfand. Anfang der 70er Jahre wandte er sich dem Schreiben und Zeichnen zu. Es entstanden Editionen, Serien, Bücher und ein Film mit dem Titel "e-constellations" (2004). 2005 veröffentlichte er zwei Audio-CDs, auf denen er eigene Texte liest.
Parallel zur Ausstellung im Museum Ludwig zeigt die Kölner Galerie Michael Werner unter dem Titel "nicht immer alles dazusagen!" zwei Zeichnungsreihen, die Tomas Schmit 1999 und 2002 angefertigt hat (18.04. – 16.06).
Die Ausstellung läuft noch bis zum 24. Juni.
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