Im Verborgenen
10. Juni 2011 / Eingestellt von thw um 10:23 /
will der Regierende offensichtlich eine causa halten, die auch direkt die Öffentlichkeit anspricht.
Davon ist bei der ohne Not beschlossene Schliessung der Künstler Ateliers im Käuzchensteig sicherlich zu sprechen. Haben wir darüber etwas in den hiesigen Feuilletons gelesen? Gab es dabei Hinweise auf den geschichtlichen Ort, der mit den Ateliers im Käuzchensteig verbunden ist? Denn das Gebäude wurde im Auftrag Hitlers für seinen Lieblingsbildhauer Arno Breker erbaut.
Aber das prekäre Verhältnis zwischen Kunst und Politik mag für den Regierenden ja auch kein prekäres sein. Abzulesen an 'seiner' Leistungsschau.
Aber was die Ateliers im Käuzchensteig angeht, sollte man dem Regierenden und Kultursenator dann doch mal eins auf die Finger geben. Und zumindest eine Diskussion eröffnen, die der Regierende offensichtlich nicht wünscht und lieber sich als Spezi der Bernhard -Heiliger- Stiftung geriert.
Und hier der Offene Brief der Künstler und Künstlerinnen:
PRESSEMITTEILUNG 26. 5. 2011
Kulturpolitischer Alleingang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin
KAHLSCHLAG: Auflösung des internationalen Künstler-Atelier-Hauses Käuzchensteig 10 - 12 in Berlin
Das international bekannte Künstlerhaus wird zum 30. Juni 2011 abgewickelt und Berlin verliert trotz Atelier-Notstand zehn einzigartige Künstler-Ateliers, in denen seit 1971 viele bedeutende Künstler (beispielsweise Armando, Durham, Ipousteguy, Vedova, Vostell) äußerst produktive Schaffensperioden erlebt haben.
Gemäß einer der Öffentlichkeit bisher nicht transparent gemachten Entscheidung des Regierenden Bürgermeisters und Kultursenators und aufgrund einer gezielt geführten Initiative der Bernhard Heiliger Stiftung soll das Atelier-Haus für mehrere Millionen durch öffentliche Lotto-Gelder in ein Museum für „Kunst nach 1945“ und in ein Restaurant umgewandelt werden. Angesichts leerer Kassen und vor dem Hintergrund einer Vielzahl ungelöster kulturpolitischer Probleme, z.B. der nicht enden wollenden Debatte um eine Kunsthalle für Berlin, ein nicht unproblematischer Vorgang. Ebenfalls steht diese Entscheidung in krassem Widerspruch zu Klaus Wowereits anders lautenden Beteuerungen, die Infrastruktur für die in Berlin arbeitenden Künstler ausbauen zu wollen und vor allem zu seinem Bekenntnis einer Politik der Transparenz.
Besonders befremdet nämlich bei dieser kulturpolitisch brisanten Entscheidung deren völlige Intransparenz: der komplette Ausschluss der Presse- und Medien-Öffentlichkeit, die Umgehung sämtlicher relevanter Gremien und die Umgehung von Berliner Kunst- und Kultur-Institutionen. Dem gegenüber steht die scheinbar alleinige Einbeziehung der Bernhard Heiliger-Stiftung in die Entscheidungsfindung.
Die Vorgehensweise von Klaus Wowereit irritiert umso mehr, wenn man die geschichtsrelevante Bedeutung des Gebäudes betrachtet Das Ateliergebäude wurde von 1939 - 1942 im Auftrag von Adolf Hitler für dessen Lieblingsbildhauer Arno Breker erbaut.
Es handelt sich hier also um einen politisch sensiblen Ort, der dazu mahnen sollte, das Verhältnis von Kunst und Staat kritisch zu reflektieren. Wie kann es vor diesem historischen Hintergrund an diesem Ort dazu kommen, ein Museum für „Kunst nach 1945“ errichten zu wollen, welches genau jenen wunden Zeitabschnitt, den das Gebäude repräsentiert, ausspart?
Wie rechtfertigt es sich, dass die Heiliger-Familie, die seit 1949 im rechten Gebäudeteil, Käuzchensteig 8 und großem Grundstück residiert und die Heiliger-Stiftung, die seit 1996 hier ansässig ist, nun das gesamte Gebäude und weitere umliegende Grundstücks-Flächen für sich in Anspruch nehmen können soll? So zumindest äußerte sich André Schmitz, Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, in einer aktuellen Fragestunde des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus am 16.05.2011.
Wir fordern hiermit nachdrücklich und umgehend eine Offenlegung sämtlicher Pläne des Regierenden Bürgermeisters und der Heiliger-Stiftung sowie die Einrichtung eines Moratoriums, das ausreichend Zeit gibt für eine öffentlich geführte Debatte, was mit dem Gebäude in Zukunft geschehen soll.
KünstlerInnen des Atelier-Hauses Käuzchensteig 10 und 12

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