TC100

8. Juni 2009 / Eingestellt von thw um 15:20 /




Auf Arte lief ein schöner Film zu und über Max Bill, der erste Direktor der Hochschule für Gestaltung in Ulm war. Auf der Seite zur Hochschule für Gestaltung tauchte dann plötzlich eine Kaffekanne auf, die ich aus eigener Anschauung sehr gut kenne. Sie gehört zusammen mit anderen Teil zu unserem Hausstand, und die Tassen sowie Teller sind im täglichen Gebrauch. Mittlerweile sind auch einige Teile nicht mehr vorhanden oder zeigen Gebrauchsspuren. Dabei handelt es sich um das Geschirrensemble TC100, das Nic Roericht 1959 an der besagten Hochschule entwickelte. Und plötzlich taucht dann auch das Stichwort 'Frankfurter Küche' auf und wir sind im deutschen Pavillon, wo Liam Gillick diesem Konzept einer Küchengestaltung ein Denkmal gesetzt hat.

Diesen Text hier haben wir hier gefunden:

„Mit den vorliegenden Demonstrationsmodellen als Produktionsvorschläge wird die Diplomarbeit abgeschlossen“, ist ziemlich am Ende jener Abhandlung zu lesen, mit der Hans „Nick“ Roericht, damals Student der Ulmer Hochschule für Gestaltung, ein Geschirr entwickelte, das in der Geschichte seines Metiers ähnlich radikal aufräumte wie etwa die Frankfurter Küche. Ehe der Systematiker Roericht in seiner Examensarbeit überhaupt auf die Form der Porzellanteile einging, wurden erst alle markt-, material- und produktionstechnischen Fragen erörtert. Dieses Vorgehen, bei dem sich die Form aus der Analyse ergibt, entsprach den Ulmer Lehren. Das selbstverständlich neutral weiße Rationalservice beruhte auf strikt abgestimmten Doppelzylinderformen, die eine nahezu artistische Stapelung ermöglichten. Ein Detail: Gesonderte Deckel werden nicht benötigt. Vielmehr können die Schälchen als solche verwendet werden. Die für gewerbliche Küchen gedachte Innovation, die aufgrund umwerfender Schlichtheit und Stringenz auch ungezählte private Liebhaber in der Designszene fand, landete nahezu unmittelbar in der Vitrine des Museums of Modern Art in New York wie auch in dessen Cafeteria. 1961 war der höchst zweckmäßige Entwurf, der auch die Ästhetik der Masse zelebrierte, von der Rosenthal-Tochter Thomas als Thomas Compact 100 auf den Markt gebracht worden und führte dort ein Nischendasein. Da keine Produktpflege stattfand,wurde die Produktion des ersten, aber dann doch irgendwann in die Jahre gekommenen Kompaktgeschirrs nach fast einem halben Jahrhundert eingestellt.


Und jetzt warten wir ganz dringend auf einen Relaunch der Serie anlässlich des fünfzigsten Jubiläum.

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