Künstlerhaus Kottbusser Straße

18. Mai 2008 / Eingestellt von thw um 19:11 /

Der Informationsdienst Nr. 402 vom 15. Mai 2008 meldet es auf der ersten Seite: Christoph Tannert ist für seinen geplanten Umzug des Künstlerhauses Bethanien fündig geworden in der Kottbusser Straße. Genutzt werden soll dafür eine ehemalige Fabriketage.

"An der Arbeit des Künstlerhauses mit seinem internationalen Atelierhaus, seinen Stipendiatenausstellungen und den zusätzlichen freikuratierten Projekten soll sich an dem Standort nichts ändern."schreibt der Informationsdienst.

Das aber hört sich eher nach 'business as usual' an und kann auch als Warnung verstanden werden. Denn der Leiter hat es in den Jahren seiner Leitung nicht geschafft, die Institution im neuen Berlin in seiner wirklichen Bedeutung erstrahlen zu lassen. Die Stimmung im Hause ist eher gedeckt. Alle vier Wochen ein paar Ausstellungseröffnungen, zu denen sich die Freunde und Bekannten zusammen finden nebst ein paar Nachbarn, das war's. Initiativen, das irgendwie aufzubrechen, werden nicht weiter verfolgt.

Ich habe selbst das Künstlerhaus Bethanien in besseren Zeiten erlebt, in denen es tatsächlich eine aufregende Atmosphäre vor Ort gab, die vor allem Frank Barth zu verdanken war, der mit vollem Einsatz das Haus in Bewegung hielt. Einige Künstler und Künstlerinnen können sich noch gut daran erinnern.

Wäre es so geblieben unter dem neuen Leiter, wäre nicht jene Situation entstanden, der man sich heute entziehen will. Schließlich hätte man genügend Anlass, mit seinen Pfründen zu wuchern: Etliche Länder haben hier ihre Ateliers für ihre Stipendiaten eingerichtet. Wer etwas von der internationalen Anziehungskraft Berlin erfahren will, der braucht nur durch diese Ateliers zu gehen und bekommt das hautnah mit. Aber dafür wird nicht geworben. Alle vier Wochen erhält man eine Einladung und das war es dann. Wenn man den Leiter dazu befragen will, wird man sanft, aber entschieden vor der Tür abgewiesen.

Der Leiter hat sich ja auch um die neue Berliner Kunsthalle zu bemühen, weil im Haus selbst ja alles paletti ist. Siehe hier.

Nein, das Künstlerhaus Kottbusser Straße ist ein Fehler schon im Ansatz her. Wer das eigene Haus am Ort nicht in Bewegung halten kann, der braucht auch keinen Umzug. Der Informationsdienst zitiert Christoph Tannert: "Wir werden dort Aktionen im öffentlichen Raum veranstalten und damit einen eigenen Akzent in diesem Ort setzen." Wo? Am Kottbusser Tor oder am Mariannenplatz? Einen eigenen Akzent?

Es bleibt zu hoffen, dass die Gesellschafter, die Berliner Akademie der Künste und der DAAD, dem Unsinn ein schnelles Ende bereiten. Das Geld, das für den Umzug und den Umbau verbraucht wird, kann sehr viel intelligenter am Mariannenplatz im wirklichen Künstlerhaus Bethanien, und nicht einem Klon, ausgegeben werden, für eine neue Corporate Identity, für eine wirksame Pressearbeit und für neue Ateliers. Und die Besetzer lassen wir links liegen.

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