Der Herr der Kuben

10. April 2007 / Eingestellt von thw um 09:47 /


Auf der Suche nach Katalogen von Sol Lewitt in meinen Bücherregalen werde ich erst fündig, als ich zwischen den dickeren Exemplaren suche. Da finden sich dann zwei dünne Kataloge: der eine von der John Weber Gallery aus dem Jahre 1976,der andere von der Galleria Marilena Bonomo aus Bari aus dem Jahr 1973. Die Abbildung oben stammt aus diesem Katalog und zeigt eine Zeichnung aus dem Jahre 1972. Der italienische Katalog hat sechs Seiten und trägt auf der erste Seite den handschriftlichen Zusatz 12/80, eingetragen mit Bleistift von mir selbst.
Die Suche danach ergab sich, weil Sol Lewitt am Ostersonntag verstorben ist, im Alter von 78 Jahren.
Die Reduktion von Form und Inhalt ist dem Werk des Künstler gemäss. Mit ihm verbindet sich die Entdeckung einer konzeptuellen Kunst, die er nicht begrifflich fundiert befand, sondern im Unterschied zwischen Konzept und Realisation situierte. Seine 'Paragraphs on Conceptual Art' und die 'Sentences on Conceptual Art' gehören zum Rüstzeug zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen. "Die Idee selbst, auch wenn nicht in sichtbare Form gebracht, ist ebenso ein Kunstwerk, wie irgendein abgeschlossenes Produkt." schreibt So Lewitt in seinen 'Paragraphen' und man erinnert gern daran in diesen bildhaften, materialgebundenen Zeiten.
Zu Recht schreibt Ulf Erdmann Ziegler in seinem Nachruf: "Sein Erfolg in Deutschland geht zurück auf eine Generation von Kuratoren, für die die Entdeckung einer entsubjektivierten Kunst lebensgeschichtlich die entscheidende Entdeckung war." Aber war es nur diese 'lebensgeschichtliche Entdeckung', die Sol Lewitt Erfolg brachte? War er darüber hinaus nicht auch bedeutsam für die Entwicklung einer nicht retinal bezogenen Kunst, wie es die Fotografie ist?
Im Nachruf von Simon Baur und Samuel Herzog findet sich sogar ein Porträt des Künstlers, der eher kamerascheu war, wie berichtet wird. "Doch seine Idee lebt - selbst in einer so realismusverliebten Zeit, wie der heutigen." schreibt Uta Baier in der Welt. "Sol LeWitts Arbeiten gehören zu den großflächigsten und einflussreichsten der jüngeren Kunstgeschichte." erklärt Kia Vahland in der Süddeutschen Zeitung mit Bildern des Künstler und seiner Werke. Das erinnert mich an eine Arbeit von Sol Lewitt in der Flick Kollektion, die ich schon als eine übersichtliche Reflexion zu den Variationen eines Kubus kannte. Hier aber erschlug die Überdimensionalität sowohl das Werk wie den Betrachter. Minimal Art als maximale Architektur. Wir schätzen sie als minimal. Und Jonathan Monk wollen wir hier erst gar nicht erwähnen, höchstens hier.

Keine Kommentare: