Nicht versöhnt

22. Dezember 2008 / Eingestellt von thw um 19:59 /



Nein, mit diesem Titelbild wollen wir uns einfach nicht anfreunden. Auch wenn das Logo von Chanel erst ins Auge traf, als das Bild vom Scanner im GraphicConverter erschien, um das Doppelte vergrößert. Das Foto trägt dann auch zu Recht das Copyright von Chanel.

Titelbild und Titel sind in gewisser Weise irreführend, aber warum sollte man dem Markt nicht geben was er will, mag Isabell Graw sich gesagt haben. Und bei dem Titel 'Der große Preis' denken wir unwillkürlich an Wim Thoelke. Der allerdings kannte 'Kunst zwischen Markt und Celebrity Kultur', so der Untertitel der Abhandlung, noch nicht.

Aber was sich im Text tut, ist von deutlicher Sprache mit den wesentlichen Referenzen und dennoch gut zu lesen. So hat man mit diesem Buch einerseits eine gelungene Auseinandersetzung mit der Kunst des Marktes und dem Markt der Kunst. Das lädt dann auch zu paradoxen Feststellungen ein wie diese:

"Wird die Marktferne des künstlerischen Produkts beschworen dann ist dies auch Triebfeder seiner Vermarktung." (aus der Einleitung).

Gleichzeitig erhält der Leser mit dem Buch auch eine Einführung in die Diskurse zeitgenössischer Denker wie Jacques Rancière, Antonio Negri oder Paolo Virno (nicht zu vergessen die alten Meister von Adorno über Bordieu zu Debord und Marx).

Und für den Kritiker, die Kritikerin findet sich auch eine ermutigende Feststellung:
"Der anfangs erhobenen Diagnose eines Machtverlusts der Kritik steht somit die Beobachtung gegenüber, dass Kritiker/innen in einer wissensbasierten Ökonomie mächtiger denn je sind." (S.27)
Dem mus allerdings hinzugefügt werden, auf welchem Podium der, die Kritikerin agiert, macht einen Unterschied aus. Eine ordentliche Tageszeitung (mit einem anständigen Salär) ist schon etwas andres als ein Blog, der auch mit Werbung nichts einbringt.

Isabelle Graw aber versteht den 'Markt' nicht als das Böse an sich und die Kunst als das blosse Gute, es ist immer auch ein Gut:

"Anders als Adorno arbeite ich mit der Prämisse, dass die Grenze zwischen'Kunst' und 'Markt' als grundlegend instabil betrachtet werden muss. Weder kann, meines Erachtens, von einem der Kunst äußerlichen Markt ausgegangen werden, noch von einer immanenten Gesetzmäßigkeit, die die Marktrealitäten nur aufgreift, um am Ende über sie zu triumphieren...Kunstwerke sind zwar durchaus warenförmig, ohne deshalb eine Ware wie jede andere zu sein."(S.29)

Wenn ich bei der Celebrity Kultur angekommen bin, bin ich dann versöhnt?

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