Das Rätsel zum Wochenende

27. Juni 2008 / Eingestellt von thw um 09:58 /

"Und sich mit uns an alles mögliche zu erinnern...

die Kartoffeln von Franz im Aquarium, dass Nikolaus mal Künstler war und den Streit darüber, dass der frische Kalbskopf in der Wohnung verwesen sollte, die Rieseneinbauten von Sabine oder Jennifer und Janet, wegen denen ich nicht mehr an meine Schuhe kam, Antjes Foto, das alle Tageszeiten gleichzeitig zeigte, die wunderbare Party zum ersten Artforum mit den heute weltberühmten Galeristen Neu, Klosterfelde und Neugerriemschneider, an Maria's geweißtes Zimmer, das wir leider zurücklassen müssen, an eine Schau, in der der Kurator Thomas W. sich auch als Künstler outete, an die allererste Einladungkarte im Januar 1989, die wie eine Verlobungsanzeige aussah, und an die folgenden 7 (!!!) Ausstellungen im gleichen Jahr, die Rolf zur Verzweiflung gebracht haben, an die "Berlin, März 1990" - Ausstellung mit Katalog, bei der ich mich in Isa und ihre Skulptur verguckt habe und gelernt habe, dass Andreas nicht auf meine höflichen und respektvollen Anregungen, aber auf die autoritären Anweisungen von Univ.Prof. Dr. Ing. habil. Rudolf Harbord sofort reagiert.

An Art in ruins, über die ich vor kurzem ein Interview in einem britischen Film gegeben habe, und an Hendriks ausverkaufte Ausstellung und ein halbseitiges taz-Titelbild mit seiner Arbeit. An Michel, der bei uns ausstellen wollte und nicht dazu kam, weil er eine tolle Galerie fand, dafür aber jede mit Isoband verklebte Stelle an den Wohnungswänden mit "Warren Neidich" signierte, und dann ganz irre kicherte. Und wie gaga die Abende mit ihm und Nader mit Malerei-Gesprächen bei Cola in dröhnend lauten Clubs waren! An Thomas, der damals Gottseidank noch nicht mit Niveacreme und Nutella arbeitete

Und an die Ausstellung mit einer Caroline, die dadurch ihren kurzzeitigen Kritiker-Verlobten Thomas kennenlernte, und deren Vater uns die Ehre verschaffte, fachkundigen Rotarier(!)-Besuch zu bekommen - und ich biß die Zähne zusammen....Daran, dass ich das öfter musste, z.B. beim Briefmarken-lecken und wenn mal wieder entgegen aller Absprache eine Einladung besonders groß ausgefallen war, so daß ich doppeltes Porte klebte...An pädagischen Rat von Kunstprof. Bernd an Matthias und den Hinweis an den Künstler auf gute Malerei im Nebenraum - die war auch von Matthias.

An Andi's verdutztes Gesicht, dass sein "riesen"Bild an der 9,80 Meter Wand ziemlich einsam aussah und ich nicht die beste Berliner Curry-Wurst-Bude kannte, an Ull's wunderbare Ausstellung, die er zum großen Teil im Bett vom Schlafzimmer aus verfolgte, weil er schon so schwach war. An Champagner und Gänseleber mit Lucas auf dem Fußboden. An Silvas Verkauf an eine Goethesträßler-Familie, denen ich das Bild bis heute neide, dass ich durch April gelernt habe, wer oder was Hasi Hinterseer ist. An Max Wigram, der auch mal Künstler war, gleich in seiner Ausstellung schlief und morgens Zdenek im Schlafanzug verblüffte, an die von Jens kuratierte Christmas Ausstellung, in der sogar ich als Künstler auf der Einladung genannt wurde - weil ich als Auftragsarbeit einen Weihnachtsbaum schmücken mußte. Und an Franz und Bobby, die einzigen, die zweimal ausgestellt haben. An Julian, zu dessen Ausstellung sein Vater Augstein uns die Ehre gab und mir jede Menge Kollegen ins Haus brachte, die ich vorher hundert mal eingeladen, aber nie gesehen hatte.

Und an die Freunde des MoMa einschließlich des Norton-Virus Erfinders, die sich an Herberts Ausstellung und weißen Würste begeisterten, und an den schönen und frühen Text von Harald F. in dem kleinen Katalog. Und an den anderen Harald, der eine Ausstellung von Alex zur besten des Jahres in ART machte und auch sonst in der taz so wunderbar über unsere Ausstellungen schrieb. Und an den ich oft denke. Und ich erinnere mich an Heji's Foto im Flur, an dem fast alle vorübergingen, und eine Sprungschanze vom Balkon, an Aylin, auf deren "wird-man-nicht-merken-Rückbau" nun der neue Besitzer der Wohnung warten kann, die Erkenntnis bei Tom T. als Kurator, dass Kunst und Regie Meilen voneinander entfernt sind, und dass Rebecca und Ariane mir nicht nur eine unerwartete Ausstellung, sondern auch empörte Tierschützer-Kommentare und Frühstückseier bescherten.

Es gab auch ein paar Enttäuschungen, von denen Ihr alle hoffentlich nichts gemerkt habt. Aber hoffentlich habt Ihr bemerkt, dass ich 'ne Menge über Kunst gelernt habe seit jener Ausstellung im Januar 1989 - natürlich durch Euch, die Künstler und auch durch Euch, die Besucher."


Um welche Ausstellungsinstitution handelt es sich hier?

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