Geschichtsstunde inklusive

5. Juli 2007 / Eingestellt von thw um 06:25 /



Luise Metzel, Jürgen Harten und Petra Metz bei der Vorstellung


Zur Vorstellung des Buches von Petra Metz zum Werk von Marcel Broodthaers traf man sich vor kurzem in den Räumen des Vice Versa Vertriebs in der Anwesenheit von Jürgen Harten, ehemals Direktor der Kunsthalle Düsseldorf und 'Entdecker' von Marcel Broodthaers. Was er zu erzählen hatte, war tatsächlich so etwas wie eine kleine Stunde bundesrepublikanischer Kunstgeschichte.

Hier die Details zum Buch:

Petra Metz
Aneignung und Relektüre
Text-Bild-Metamorphosen im Werk von Marcel Broodthaers

ca. 240 Seiten, ca. 50 Abbildungen, 21 x 13 cm
ISBN 978-3-88960-084-4
EUR 27,00
erschienen im Silke Schreiber Verlag

Marcel Broodthaers’ Werk steht am Schnittpunkt von Literatur, Kunst und Kunstkritik. Er ist zugleich Dichter und Kritiker, Künstler und Kurator, Filmemacher und Museumsdirektor. Dadurch ergibt sich eine wesentliche Problematik in der Auseinandersetzung mit seinem Werk: Es ist das Werk eines Grenzgängers, das sich einer gattungsspezifischen Analyse bewusst entzieht. Es entstehen Werke, die außerhalb ihrer Zeit und abseits aller Kategorien zu stehen scheinen.

Broodthaers arbeitet seit den 1940er Jahren zunächst als Lyriker, bevor er 1963 den Wechsel zur bildenden Kunst mit einer symbolischen Aktion vollzieht, indem er die Restauflage seines zuletzt erschienenen Gedichtbandes Pense-Bête in eine Plastik transformiert. Damit wendet er sich vermeintlich von der Literatur und der Sprache ab und verschreibt sich der bildenden Kunst. Indem sich Petra Metz in ihrer kulturwissenschaftlich orientierten Untersuchung auf die Auseinandersetzung mit dem literarischen Text konzentriert, eröffnet sie eine neue Sichtweise auf das Werk eines Künstlers, der im Kunstbetrieb der 1960er und 1970er Jahre als "homme de lettres" eine ungewöhnliche Erscheinung darstellt.

Im Zentrum dieser Untersuchung steht der Prozess der Übertragung vom Text zum Bild, Objekt oder Film. Untersucht werden die Formen der Aneignung, die damit verbundenen Transformationen sowie der Versuch, sprachliche Kommunikationsmittel – wie Briefe – als künstlerische Formen zu nutzen, indem Broodthaers sie von der Übermittlung von Inhalten befreit und sie als sprachliche und visuelle Ausdrucksmittel inszeniert. Denn, so meine zweite These, Broodthaers geht es nicht um die Vermittlung von literarischen, bildkünstlerischen oder ikonographischen Inhalten, sondern es handelt sich vielmehr um ein Spiel mit dem Zurückhalten, dem Verbergen von Informationen in einer Inszenierung des Verhältnisses von Form und Inhalt.

Petra Metz (geb. 1967), Studium der Germanistik, Romanistik und Medienwissenschaften in Düsseldorf, Paris und Berlin. Das Buch basiert auf ihrer Dissertation, die 2005 an der Humboldt-Universität, Berlin, angenommen wurde.

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