Die Wiederkehr der Polypen

6. Juli 2007 / Eingestellt von thw um 09:56 /

Ich erinnere mich, das mir in jungen Jahren auch die Polypen entfernt werden. Nun kehren sie in veränderter Form zurück, nämlich als PoLYpeN, eine Schriftenreihe, die von b_books herausgegeben wird. Unter anderem wurde dort auch ein Buch von Jacques Rancière (s.u.) veröffentlicht, das jeder zeitgenössischer Künstler, jede zeitgenössische Künstlerin kennen lernen sollte.



Weitere Veröffentlichungen erfolgen am kommenden Montag im Kontext einer Diskussionsveranstaltung. Hier der Pressetext:

Podiumsdiskussion Bookrelease-Feier
Zur Kritik der (kunst)kritischen Vernunft
mit Susanne von Falkenhausen, David Weber, Sabeth Buchmann und Helmut Draxler, moderiert von Susanne Leeb und Clemens Krümmel

KW Institute for Contemporary Art, Auguststr. 69, Berlin
9. Juli 2007 19.30
Vorderhaus, 1. OG

Kunst wird derzeit nicht nur gut verkauft, es wird auch exzessiv darüber geschrieben. In den Feuilletons werden Ereignisse beschworen und in eine sich immer wieder selbst bestätigende Debattenkultur eingespeist. Kaum jedoch reflektiert sich die Kunstkritik selbst als spezifische Praxis und Produktionsform, als eigene Literaturgattung in ihren spezifischen Kategorien und Werthorizonten.
Anlässlich des Erscheinens von drei neuen Büchern der Reihe PoLYpeN bei b_books, die sich programmatisch der "Kritik der Kunstkritik" widmet, versammelt die Podiumsdiskussion Statements zur Kunstkritik aus unterschiedlichen: kunsthistorischen, filmkritischen und diskursanalytischen Perspektiven. Dabei geht es vor allem darum, der glatten Funktionsweise der Kunstkritik innerhalb des Kunstbetriebs eine andere Vorstellung entgegenzuhalten, die sich zwischen einerseits Kultur- und Gesellschaftskritik und andererseits den kritischen Praktiken von KünstlerInnen situiert.

Sabeth Buchmann, Denken gegen das Denken. Produktion - Technologie - Subjektivität bei Sol LeWitt, Hélio Oiticica und Yvonne Rainer, 310 S. ,32 € , ISBN 3933557607
Die in dem Buch diskutierten KünstlerInnen betreiben feministische Technologiekritik (Rainer), dekonstruieren kolonialistische Zuschreibungen, die sich aus einem (technologischen) Fortschrittsglauben speisen (Oiticia), oder sie entweffen andere Modelle künstlerischen Arbeitens, die im Medium der technologischen Rationalität diese an ihre Grenzen bringen (Le Witt).

Helmut Draxler, Gefährliche Substanzen. Zum Verhältnis von Kritik und Kunst , 223 S., 22 € , ISBN 3933557771
Kritik und Kunst sind seit dem 18. Jahrhundert in vielfältiger Weise aufeinander bezogen, zuerst mit dem Anspruch, einen "substanziellen" Gehalt der Kunst durch die Kritik sicherzustellen. Zunehmend jedoch wurde die Kunst selbst kritisch und die Kritik substanziell. In seiner Kunsttheorie geht Helmut Draxler diesen Austauschverhältnissen nach, die die Kunstkritik ebenso wie die politische Kritik an der Kunst betreffen sowie die Kritik, die im Namen von Kunst auftritt.

Helmut Draxler, Die Gewalt des Zusammenhangs. Raum, Referenz und Repräsentation bei Fareed Armaly / Coercing Constellations. Space, Reference and Representation in Fareed Armaly,deutsch/english 2007, 184 S. ,22 € , ISBN 3933557683
Das Gesellschaftliche in der Kunst muss an der Reibungsfläche zwischen dem Symbolischen und Realen, Ästhetischen und Anti-Ästhetischen immer wieder neu erstritten werden. Nur dann kann Kunst als gesellschaftliche Praxis verstanden werden. So ließe sich die These zusammenfassen, unter der Helmut Draxler die frühen Arbeiten von Fareed Armaly diskutiert.


Kommt da ein neuer Wind auf bei den Kunstwerken? Am 5. Juli fand schon eine Verantsaltung mit Marcus Steinweg statt und jetzt dieses Angebot! Fragt sich nur, was die Konkurrenz macht? Äh, welche Konkurrenz?


P.S.: Das Depot in Wien wird Anfang Oktober ebenfalls eine Podiumsdiskussion zum Thema veranstalten. Genaueres folgt.

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