Ein Mäuschen!

'Der Berg kreißte und gebar...' heisst es so schön. Anlässlich der Präsentation der Hauptausstellung der Biennale von Venedig durch Davide Croff, Direktor der Biennale Venedig, und Robert Storr, Kurator der Ausstellung, in der italienischen Botschaft, fällt einem nicht Besseres ein. Der Ausstellungstitel 'think with the senses, feel with the mind - art in the present tense', ist an Schlichtheit nicht zu überbieten.
Hatten wir das nicht schon einmal: mit den Füßen denken, mit den Synapsen laufen? Dafür wurde Robert Storr im Jahre 2004 nominiert? Da muss sich der Kurator dann natürlich auch rückversichern, eben 'Kunst im Präsens'. Wie man allerdings ein Substantiv in eine grammatikalische Zeitform bringt, die eigentlich dem Verb vorbehalten ist, das wollen wir uns in der Ausstellung selbst erklären lassen. Aber vielleicht ist es tatsächlich nur die Konsequenz aus der Tatsache, dass man mit den Füssen denkt.
Derartige Verdrehungen und Verrenkungen nerven einem umso mehr, wenn man auf der gleichen Veranstaltung erfährt, dass angedacht wird, eine Kunstmesse in Venedig zu etablieren. Robert Storr spricht sich dagegen aus. Aber hätte er nicht zum Beispiel seine Ausstellung mit dem folgenden Titel schmücken können: 'The economics of culture - the culture of economics - art under present tension'. So halten wir diesen Titel in Gedanken fest und lassen uns in Venedig täuschen, 'wenn die Gondeln Trauer tragen'.

Hier findet sich ein Kommentar zur gestrigen Präsentation in der Taz aus der Hand von Harald Fricke. Und hier findet sich die Besprechung im Tagesspiegel von Daniel Völzke. Und offensichtlich wird es dieses Jahr schon eine Messe vor Ort geben. Wo waren denn die Kollegen von der Süddeutschen und der FAZ?