Karls Ruhe?

26. November 2006 / Eingestellt von thw um 17:25 /

Den Witz kann man sich leisten. Angesichts der Tatsache, daß sich Karlsruhe zur Zeit ein 'Museum der Gegenwart' leistet, das ohne Vergleich ist. 'Museum der Gegenwart' ist ja irgendwie ein Paradoxon wie es auch 'Eine Retrospektive der Gegenwart' ist.(Mehr zum letzteren an anderer Stelle). Auf der Internetseite liest sich das so:

"Die Vielfalt und hohe Qualität der Sammlungen FER, Froehlich, Grässlin, Weishaupt und Boros wird seit kurzem durch neue Partner sinnvoll ergänzt: Die Sammlungen der Landesbank Baden-Württemberg aus Stuttgart, Francesca von Habsburg mit ihrer Sammlung Thyssen-Bornemisza Art Contemporary [T-B A21] mit Sitz in Wien sowie die VAF-Stiftung, Frankfurt am Main/ MART, Rovereto belegen gemeinsam mit den bewährten Partnern das eindrucksvolle Niveau unsers Hauses."

Und neidlos müssen wir das zugestehen, denn eine bessere Perspektive auf die zeitgenössische Kunst unter dem tollen, ein wenig selbstironischen Titel 'Bigger, better, faster' lässt sich kaum vorstellen, auch und gerade deshalb weil man als Experte schon zahlreiche Werke kennt. Aber hier in dieser Übersicht kann man nur Fischli/Weiss zitieren: 'Plötzlich diese Übersicht!'

Foto gelöscht 24.11.07

Wieviele Sammlungen und Museen man für den gleichen Überblick besuchen müsste, war dem Katalog nicht zu entnehmen. Aber vor allem dem Berliner steigt der Neidlevel höher und höher, wenn wir an die Sammlungen in den öffentlichen Häusern hier denken. Da ist Gegenwart meist Vergangenheit wie im Hamburger Bahnhof, der mit seinen jetztigen Ausstellungen allerdings mal beweist, dass er es auch anders kann. Aber was ist mit der Sammlung Boros, die sich im Bunker in der Reinhardtstrasse präsentieren sollte? Wie sieht es aus mit der Sammlung Falckenberg?

Bis 7. Januar ist die Ausstellung mit dem schönen Titel nach einer Neon-Arbeit von Sylvie Fleury noch zu sehen. Es kann aber durchaus sein, dass die Ausstellung verlängert wird, weil auch im ZKM die Gelder nicht mehr so fliessen. Vielleicht kann man dann auch noch öfter den Namen des zuständigen Kurators Gregor Jansen lesen oder hören, den Peter Weibel bei der Eröffnung denn doch nicht in den Mund nehmen wollte. Das nennt man dann wohl eine Profilneurose.

Als Kunstfreund verlässt man die Stadt nicht ohne bei meyer riegger reingeschaut zu haben. Die Accrochage zum neunjährigen Bestehen unter dem Titel 'Into A Journey' mit Arbeiten von Harald Klingelhöller, Allan McCollum, Helen Mirra, Jonathan Monk, Lawrence Weiner und Christopher Williams war in der Konfronation und Präsentation so gelungen, dass sie dem Namen wieder mal Ehre machte. Wann wird Harald Klingelhöller mal wieder entdeckt? Jedenfalls sind die Werke vor Ort eine weitere Recherche wert. Und von Christopher Williams kann ich nicht genug bekommen, weil ich ihn irgendwie immer noch nicht verstanden habe. Bei Jonathan Monk trifft das Gegenteil zu: die Offensichtlichkeit ist so offensichtlich, dass sie schon wieder zum Geheimnis wird wie in der unten abgebildeten Arbeit: zwei Reisszwecken in echtem Gold gefertigt bezeichnen den Abstand zwischen den Augen.

Foto gelöscht 24.11.07

Karls Ruhe? Mitnichten...

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