Besitz? Stand? Wahrung?
23. November 2006 / Eingestellt von thw um 20:59 /
Gerade rechtzeitig flattert mir das Monatsleporello der Volksbühne ins Haus (über den Briefkasten). Und da lässt sich ein Text lesen, den man irgendwie auf der Pressekonferenz der Kunst-Werke gern auch mal zumindest in Ansätzen gehört hätte. Aber vielleicht ließ die Veranstaltung nicht das Reflektionsniveau zu, das man sich in diesen Zeiten wünscht. Denn scheinbar sind die Kunstinstitutionen besonders widerstandsfähig gegenüber der Infragestellung ihres Zwecks und Daseins. Da schließt man sich lieber den neuesten Meldungen aus dem Bereich der Reichtumsökonomie an, deren Wahrheit und Wirkung nur Oskar Negt und wenige andere wirklich benennen. Das Prekariat scheint es im Bereich der Bildenden Kunst nicht zu geben. Oder es wird nicht darüber geredet. Das könnte man dann auch politischen Minimalismus nennen. Die Volksbühne redet und schreibt. Lesen wir also:
"Mitbedingt durch die Aussichtslosigkeiten einer Politik, die im Angesicht von Globalisierung keine andere Antwort als den gesellschaftlichen Rollback und den Totalverzicht auf soziale Utopien kennt, einhergehend mit einer umfassenden Präkarisierung der Lebensverhältnisse, auch und gerade im Bereich der Kulturproduktion, scheint in der Tat eine Dynamik an Boden zu gewinnen, die der Kultur, soweit sie überhaupt noch institutionell organisiert ist, eine Ethik der Besitzstandswahrung auferlegt. Sind die Zeiten der Experimente, der Überforderungen und der Maßlosigkeiten, wie man sie speziell im Berlin der Nachwendezeit lustvoll in dem Bewusstsein genießen konnte, sich in Tuchfühlung zu den Widersprüchen einer heraufziehender neuen Weltordnung zu befinden, vom Sog der Normalisierung verschluckt worden?!"
Antworten darauf lassen sich vor Ort finden. Und das Leporello lassen wir diesmal nicht liegen....
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