Honi soit qui mal y pense

26. August 2009 / Eingestellt von thw um 13:25 /

Auf der Suche nach etwas anderem, bin ich auf diese Seite gelangt und wollte diesen Text (s.u.) den Lesern dieses Blogs nicht vorenthalten. Schließlich war Michaël Borremans der Kandidat von Neo Rauch für seine Nachfolge an der Hochschule der Künste in Dresden.


Künstlerporträt: Michaël Borremans

Star der jungen figurativen Malerei

Der Belgier Michaël Borremans (*1963) wird als neuer Star der jungen figurativen Malerei gefeiert. Obwohl ursprünglich zum Fotografen und Grafikdesigner ausgebildet, hat er sich zunächst mit seinen düsteren Zeichnungen und rätselhaften Gemälden international einen Namen gemacht. Die auffallend virtuos ausgeführten, in zurückhaltenden Farben gehaltenen Gemälde zeigen meist einzelne Figuren oder kleine Gruppen, die sehr konzentriert und mit betonter Gestik agieren. Was die Protagonisten der Bilder tun, bleibt verborgen. Alles scheint in eine drückende Zeitlosigkeit getaucht und die Handlungen der Figuren wirken sinnlos. Man erkennt den durchaus ironischern Kommentar des Malers auf bürgerliche Normierungen und Zwänge. Vorlagen und Einflüsse für seine komplexen und faszinierenden Arbeiten findet Borremans in alten Fotografien, Zeitschriften, bekannten TV-Serien wie in der Literatur. Diese disparaten Elemente führt er, in einer mit Joseph Cornell vergleichbaren Art und Weise, in seine intimen und poetischen Tableaux zusammen. Für Borremans ist »ein Gemälde kein unbewegliches Bild: Es bewegt sich, es hat eine Präsenz.«

Seit 2005 arbeitet Borremans mit Film. Es sind sich langsam verändernde Tableaux vivants mit poetischen Titeln, in denen durch kaum merkliche Kamerabewegungen langsam eine bedrückende Atmosphäre aufgebaut wird. Der Bezug zu seinen Bildern ist dabei unverkennbar. Mit fester Kameraposition oder durch langsames Zoomen isoliert er die Aufmerksamkeit jeweils auf Teile der Szenerie, auf Körperteile, Gesichter oder Kleidungsstücke. Es bleibt unklar, wer diese Menschen sind oder was genau sie tun. Wie in seinen Gemälden bewegen sich auch die Akteure in Borremans Filmen auf einer dünnen Linie zwischen der wieder erkennbaren Realität des Alltags und einer bizarren Traumwelt.

So verführerisch die Werke in ihrer Ästhetik sind, so irritierend und kaum entschlüsselbar wirken ihre Inhalte. Das filmische, malerische und zeichnerische Werk eint eine Form der Betrachterüberwältigung durch Entschleunigung, Präzision und Sog. In seinen verführerischen Arbeiten schafft er überzeitliche Bilder von innerer Getriebenheit und äußerer Macht, vom latenten Druck, Mensch zu sein. Hinter einem Schleier stilistischer Makellosigkeit simuliert Borremans durch die bewusste Setzung von Fehlern und Unschärfen gängige Rituale von Lesbarkeit und Sinn. Seine atmosphärisch hochgradig aufgeladenen Bilder sind Vexierspiele mit politischen und psychologischen Mustern der Weltwahrnehmung, die camouflageartig und fragil zwischen erbarmungslosem Realismus und nebulöser Distanzierung pendeln.

Caroline Schilling



Michaël Borremans
Paintings
Text von Jeffrey Grove

Englisch
2009. ca. 184 Seiten, ca. 84 farbige Abb.
24,50 x 31,00 cm
Broschur

Erscheinungstermin: September 2009


Und zugegebenermaßen ist der Kölner 'Kandidat' nicht der Rede wert, aber Michael Borremans um so mehr. Im Übrigen gilt wie üblich der Spruch auf dem Hosenbandordnen:

Honi soit qui mal y pense



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