"And Now for Something Completely Different"

6. April 2009 / Eingestellt von thw um 13:21 /





Diese Zeile ist der Titel einer Ausstellung von Christian Jankowski in der BAWAG Foundation in Wien.

Wir hätten darauf gar nicht darauf hingewiesen, wenn wir mit diesem Titel nicht auch mal wieder auf Monty Python verweisen könnten und deren Fernsehserie 'Monty Python’s Flying Circus', deren erste Folge am 5.10. 1969 ausgestrahlt wurde. Und deshalb dieses Jahr ihren vierzigsten Jahrestag feiern können. Und die mit der Zeile "And Now for Something Completely Different" die Neugier auf das Folgende in astronomische Höhen trieb. Und ich auch nicht umhin konnte hier an dieser Stelle auch auf diese Stelle zu verweisen,.

Aber in diesem Zusammenhang ist der Titel sozusagen falsch gesetzt, denn bekannter massen hat dieser Blog etwas mit zeitgenössischer Kunst zu tun. Und Christian Jankowski ist ja ein zeitgenössischer Künstler von Format. Und da lässt sich noch nicht einmal von 'slightly different' sprechen oder?

Hier die Details:


Christian Jankowski - And Now for Something Completely Different

Ausstellungsort BAWAG FOUNDATION
Foundationsquartier
Wiedner Hauptstraße 15, A-1040 Wien

Ausstellungsdauer 19. März bis 24. Mai 2009
Öffnungszeiten Di – So, feiertags 11.00 – 18.00 Uhr
Do 11.00 – 20.00 Uhr
Führungen Donnerstag, um 18.00 Uhr und
Samstag um 15.00 Uhr
EINTRITT FREI

Die BAWAG FOUNDATION freut sich, vom 19. März bis 24. Mai 2009 die erste Einzelausstellung von Christian Jankowski in Österreich zeigen zu können. Christian Jankowski´s Ausstellung And Now for Something Completely Different wird bei freiem Eintritt im Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15, 1040 Wien, zu sehen sein.

Christian Jankowski gilt als subversiver Humorist der Kunst, der sich treuherzig in Unterhaltungsindustrie und Kunstbetrieb einschleust, um danach die Rolle von Kunst, Politik, Unterhaltung und globalen Vermarktungsstrategien gründlich zu hinterfragen. Auf durchaus sympathische Weise bringt er dabei arglose Menschen dazu, an der Entstehung seiner Arbeiten teilzunehmen. Der notorische Medien- und Kunstprovokateur durchleuchtet sozusagen den Betrieb, indem er ihn sich aneignet. Fortgesetzt sucht er hinter Klischee, Kitsch und Konvention den authentischen Ausdruck, im Falschen das Richtige, mit dem Risiko der totalen Selbstüberforderung, der Lächerlichkeit und des Scheiterns.

In 'Die Jagd' (1992) pirscht sich der Künstler mit Pfeil und Bogen bewaffnet durch die Gänge eines Supermarkts, schießt sich ein gefrorenes Huhn, ein Waschmittel, ein Joghurt und schiebt schließlich den Einkaufswagen voller Trophäen zum Ausgang, wo die Kassiererin die Waren ungerührt am Pfeil von dem Warenband in den Korb hebt und über die Registrierautomatik zieht. Gedreht in der Ästhetik eines Amateurfilms lebt die Arbeit durch die Spannung von absurder Handlung und banaler Alltagsrealität. Für 'Spiel mit Sponsorengeld' (1996) geht er mit dem Geld der Sponsoren ins Casino, spielt Roulette und setzt alles auf eine Zahl. Am Ende verwendet er Kartoffeldruck, um die Logos der Sponsoren am Cover abzubilden.

In 'Kochstudio' (2004) verstrickt er den deutschen Talkmaster, Produzenten und Fernsehkoch Alfred Biolek in ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Die Installation geht auf eine Performance zurück, die 2004 im Neuen Berliner Kunstverein stattfand, in der die Künstlerküche zum Fernsehstudio wurde und mehrere Verschiebungen und
Überlagerungen stattfanden. Jankowski dreht die Rollen um und lädt den Fernsehkoch in seine Küche ein, wo sie gemeinsam Bohnensuppe kochen, über den Zusammenhang von Fernsehen, hoher Kunst und Trivialität philosophieren und sich Ausschnitte seiner Videos ansehen.
In Jankowskis bescheidener Berliner Küche sind nun in der Ausstellung Monitore platziert, die vier Perspektiven der Performance in Realzeit zeigen: als Totale, Halbtotale, Close up und Timecode. Das Material der Videoaufzeichnungen ist so ungeschnitten und unbearbeitet wie die Zwiebeln am Anfang der Kochaktion – Video als Ursubstanz der Mediensuppe, die sich der Betrachter des Werkes zusammenreimt.

In den vier Videoclips der Karaokeinstallation 'The Day We Met' (2003) spielt Jankowski alle gängigen Klischees der Liebe durch und schreibt sich subversiv und unterhaltsam in die globale Massenunterhaltung ein. Die Arbeit besteht aus einem Kubus aus Sperrholz, darin eine Karaokebar mit Sitzgelegenheiten, Mikrophonen, Discokugel und einer riesigen Auswahl an Liedern.

In 'Kunstmarkt TV' (2008) nimmt er sich den Homeshoppingkanal vor. Mit völlig bizarren Argumenten wird Kunst als kommerzielle Ware angepriesen und die Mechanismen des Homeshoppings wie auch des Kunstmarkts ins Schleudern gebracht. Die mehrstündige Aktion fand mit Unterstützung eines Internet-TV-Senders während der Art Cologne statt.

Für 'China Painters' (2007/08) fand der Künstler seinen kongenialen Partner in der chinesischen Kopistenkolonie Dafen, dem künstlerischen Äquivalent zu chinesischen Akkordschneidereien oder Massenschustereien: Rund 10.000 Maler produzieren hier Gemälde für den Massenmarkt. Jankowski lädt Kopisten ein, Bilder für das neue Kunstmuseum zu malen. Die Gesamtinstallation beleuchtet einerseits das kulturelle Selbstverständnis der Kopisten und belegt auch das Fehlen eines gesellschaftlichen Konsenses: über Museen und die Kunst, die darin gezeigt werden sollte. Gleichzeitig werden die Werke der Kopisten wieder mit der Kunstwelt in Beziehung gebracht. Auch in 'And Your Bird Can Sing' (2008) reflektiert Jankowski globale wirtschaftliche Verflechtungen und den darin eingebetteten Kulturtransfer. In einer chinesischen Fabrik, die CD-Player produziert, lässt der Künstler unter den Arbeitern einen Gitarrenwettbewerb stattfinden. In den 35 bunten Gitarren der Wandinstallation ist der jeweilige musikalische Auftritt nun abgespeichert.

Das Video 'Rooftop Routine' (2007/08) fängt die Magie eines New Yorker Novembermorgens ein, in dem sukzessive 25 Menschen beginnen, auf verschiedenen Dächern Manhattans Hula-Hoop zu tanzen. Die Arbeit ist eine Referenz an die Performance der 70er Jahre und bezieht ihre Wirkung aus dem langsamen kommunikativen Aufbau. Gedreht wurde sie während der Performa 2007 in New York. Mit Dan Graham beschäftigt sich die Soundarbeit 'Das Lachen von Dan Graham' (2009). Jankowski hat 2008 ein Gespräch mit Dan Graham aufgenommen, daraus sein Lachen destilliert und zu einem Loop verarbeitet. Das Lachen des Dan Graham ist eine lapidare, unprätentiöse und lakonische Soundarbeit. Ein absurder Loop aus einer wirklich schrägen Tonsequenz, der faszinierend merkwürdig und skurril die Ausstellung begleitet.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.


Pressetext mit Bearbeitung durch THW

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