Ein Berliner in Wien
20. Oktober 2007 / Eingestellt von thw um 14:22 /
Omer Fast
The Casting
Film Still, 2007
Foto: Nicholas Trikonis
© Omer Fast
Erstmal tauchte Omer Fast als Preisträger des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. zusammen mit Jeanne Faust bei der Ausstellung 'Ars viva 03/04 Film Facing Footage' im Brandenburgischen Kunstverein Potsdam auf. Wie Jeanne Faust, zur Zeit im Hamburger Bahnhof noch als Nominierte für den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst zu sehen, arbeitet Omer Fast im Mischbereich von Film und Kunst. Zwei neue Werke von ihm sind jetzt im Wiener MUMOK: Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien zu sehen. Beide Arbeiten könnten unterschiedlicher nicht sein und verraten doch die gemeinsamen Herkunft.
Der Kurator Matthias Michalka der Ausstellung schreibt dazu:
Wie verwandeln sich Erfahrungen in Erinnerungen und wie entstehen daraus Geschichten? In welcher Form werden Erinnerungen medial vermittelt, wie werden sie gesammelt, selektiert, aufgezeichnet und gesendet? Omer Fasts künstlerische Arbeit befasst sich mit dem Status von Erfahrung und Geschichte in einer durch und durch medialisierten Gesellschaft.
In seiner ersten Einzelpräsentation in Wien zeigt er zwei neue Videoinstallationen, 'The Casting' und 'De Grote Boodschap', die diesen Fragenkomplex in unterschiedlicher Weise erörtern.
Die Grundlage der Mehrfachprojektion 'The Casting' bilden Interviews, die Fast mit einem Sergeant der US Army vor dessen erneuten Einsatz im Irak führte. Zwei Geschichten, die der junge Mann während mehrer Tage erzählte, wurden von Fast zerlegt und ineinander gefaltet, offensichtlich manipuliert, von Schauspielern als Tableaux Vivants inszeniert und zum Gegenstand eines Filmcastings gemacht. Dabei entsteht ein Szenario jenseits gängiger Differenzierungen zwischen CNN und B-Movie, Dokumentation und Fiktion, das die RezpientInnen auf antagonistisches Terrain führt: Omer Fast konfrontiert die AusstellungsbesucherInnen sowohl mit politisch relevanten Informationen und ideologischen Darstellungskonventionen in Film und Fernsehen als auch mit den subjektiven Dimensionen der Wahrnehmung und Vermittlung von Geschichten, d.h. mit Fragen des 'Verdrängens', 'Begehrens' und 'Genießens'.
'De Grote Boodschap' (Die Große Botschaft) präsentiert einander überlappende und sich gleichzeitig widersprechende Geschichten verschiedener flämischer Paare, die in einer Zeitschleife gefangenen sind. Fragen des 'Verdauens' sowohl im psychologischen als auch im wörtlichen Sinn kommen dabei entscheidende Bedeutung zu.
Omer Fast lebt seit 2001 in Berlin.. Wer von den Leitern und Leiterinnen hiesiger Kunstinstitutionen guckt eigentlich wohin?
Schon die Präsentation von Fluxus, Konzeptkunst und des Wiener Aktionismus im MUMOK ist beispielhaft für die Aufarbeitung historischen Materials für die Gegenwart. Das macht Spaß und bietet Einsichten, die man bei der Präsentation der Sammlung Marzona im hiesigen Kupferstichkabinett, auf drei Etagen, auf jeder Etage vermissen musste. Da half dann auch wohl keine Anzeigekampagne.
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