KVs im Test A II: KISS

6. Januar 2007 / Eingestellt von thw um 14:09 /

Foto gelöscht 24.11.07

Bei diesem Titel muss man natürlich unwillkürlich an den Song 'Kiss' von Prince denken, jedenfalls meine Generation. Die jüngeren erinnern sich da eher an die Rockgruppe 'Kiss'. Dass sich dahinter aber auch eine Kunstinstitution verbirgt, lernen wir erst jetzt.
Um möglichen Missverständnissen gleich aus dem Weg zu gehen, weisen wir darauf hin, dass der Kunstverein sich in Abtsgmünd-Untergröningen befindet, was sich auch als Adresse auf der Homepage des Vereins finden lässt. So bleiben wir trotz des Namens 'Kiss' im Alphabet an zweiter Stelle. Der Name ist ein schönes Marketing-Tool, wie man auf neudeutsch sagen würden. Das Akronym entsteht hierbei nicht auf dem gewöhnliche Wege, sondern durch einen Trick: Man nehme das K aus 'Kunst', das i aus 'im', aber die doppelten ss am Ende von 'Schloss' und erhält KISS. Dahinter verbirgt sich der Kunstverein ,KISS Kunst im Schloss Untergröningen e.V. (AdKV), Temporäres Museum, Schlossberg', wobei wir dann schon auf die nächste Merkwürdigkeit stoßen: Temporäres Museum. Ist ein Museum nicht eine Institution, die Kultur langfristig bewahrt und zeigt? Was ist unter einem temporären Museum zu verstehen und was verbindet den Kunstverein mit dem Museum?
Schön ist auf der ersten Seite die Schlossansicht mit der Aufforderung 'Treten Sie ein!', was mich ein bisschen an Alice im Wunderland erinnert, aber nur ein bisschen. Ansonsten ist das Design wenig überzeugend, erst recht dann, wenn man als 'Besucher' nicht nur nach unten scrollen muss, sondern auch noch seitwärts. Und dann finden wir auch schon bald, etwas versteckt, die Antwort auf unsere Fragen:

Zu jedem Museum gehört eine ständige Sammlung. Eine ständige Sammlung muss charakteristisch sein, und das ist die weltweit dritte Museums-Sammlung von Kunststofftüten ganz sicher. Wir sind mit KISS angetreten, Schneisen ins Unbekannte und Faszinierende der zeitgenössischen Kunst zu schlagen.
Wir bauen damit gleichzeitig eine Brücke in die uns umgebende Wirklichkeit: Ganz konkret: Die Verpackungsindustrie hier im Kochertal ist bedeutend. Bei den Kunststofftüten geht es nicht nur um die Einmaligkeit des Designs oder die grafische Schönheit, es geht vor allem um einen Erkenntnisprozess, um ein performatives Ereignis, um eine Darstellung, eine Haltung.
Die Plastiktüte wird von jeder Frau und jedem Mann durch den Alltag getragen, d.h., man führt ein Bild-Text-Medium vor, man stellt im öffentlichen Raum zur Schau. Anspielend auf den stattfindenden Warenverkehr, könnte man ein Bild Paul Virilios gebrauchen, der von der Logistik der Wahrnehmung spricht.
Dies alles und die Wahrnehmung und Bewusstmachung der vielen weiteren Konnotationen ist die Leistung der Konzeptkunst und daher die Leistung dieser Sammlung.


Dies alles und noch viel mehr...Dann ist ja dann einiges klargestellt. Wer weiter forscht auf den Seiten, findet weitere Auskünfte und lernt dabei, dass der Kunstverein auch eine Art temporärer Kunstverein ist, der sich vor allem im Sommer präsentiert, im jährlichen KUNST- UND KULTURSOMMER von Mai bis September. Da finden sich dann Ausstellungen, realisiert von Boris Nieslony oder Lionel Bovier oder Jean Baptiste Joly oder Christoph Tannert oder Ralf Christofori oder Renate Wiehager. Das hört sich gut. Man sehe sich die Publikationen (zum unglaublichen Preis von 8 Euro) an und da findet man die Genannten wieder. Und plötzlich will man dann doch nach Abtsgmünd-Untergröningen reisen, zumindest von Mai bis September oder zur Eröffnung, auf den Spuren von Alice, aber die lebt hier nicht mehr. Was auf der Homepage zu kurz kommt, ist die Umgebungskarte des Schlosses. Jedenfalls befindet sich das Schloss in der Nähe von Schwäbisch-Gmünd. Und wo liegt jetzt Schwäbisch-Gmünd?
Wir vermissen darüber hinaus eine Newsletter-Funktion und werden heute noch die Kontaktaufnahme testen. Wir freuen uns schon auf die Rückmeldung und wollen hier schon mal die Provinz loben.


Diesen Auftritt eines Kunstvereins im Netz finde ich:

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