Eine Zelle in Moabit
9. Mai 2008 / Eingestellt von thw um 08:15 /
Display Exchange Moabits2
Ein Projekt von Siri Austeen und Stefan Schröder
Eröffnung Donnerstag, 15. Mai 2008, 19 Uhr
in der Kurt-Kurt Projektzentrale, Lübecker Straße 13, 10559 Berlin
mit Live-Auftritt des Schiffahrts-Chors Berlin um 19.30 Uhr
und kulinarischen Spezialitäten aus Norwegen
Display Exchange Moabits2
Von Moabit ins Gefängnis oder in die weite Welt!
Vielschichtige Kunstinstallation von Siri Austeen (N) und Stefan Schröder (D) für das Projekt Kurt-Kurt in Moabit
Wolfgang Borchert im Moabiter Zellengefängnis, türkische Gemüsehändler in der Turmstraße, eine Binnenschifferkirche im Westhafen, der Schiffahrts-Chor Berlin und die Insel Moabit. Scheinbar Dinge, die nichts miteinander zu tun haben. Das norwegisch-deutsche Künstlerteam Siri Austeen und Stefan Schröder aus Oslo bringen all das mit ihrem Projekt Display Exchange Moabits2 in einen Zusammenhang, in ein Zusammenspiel.
Wolfgang Borchert saß unter dem Naziregime 1944 im Zellengefängnis in Moabit. Gefangen in einer kleinen Zelle bildete nur ein winziges Fenster unerreichbar hoch oben eine Öffnung zur Welt. Durch dieses Fenster hörte Borchert 800 mal am Tag die Ansage der Stationssprecherin vom gegenüber liegenden Bahnhof: Lehrter Bahnhof. Für ihn der Grund, seine Gedanken hinausschweifen zu lassen und sich diese Dame bildlich vorzustellen; beschrieben von ihm in „Unser kleiner Mozart“ 1947.
Bei Siri Austeen und Stefan Schröder erschallen nun in Bezug auf Borchert alle Moabiter Straßennamen, ausgerufen von türkischen Gemüsehändlern aus Moabit. Laut und vernehmlich tönen sie aus vor der Kurt-Kurt Projektzentrale aufgebauten Gemüse- und Obstkisten.
Im hinteren Ausstellungsraum ist eine beklemmende Zellenarchitektur eingerichtet, die das Eingeschlossensein Borcherts physisch erlebbar macht. Die Auseinandersetzung mit dem Widerspruch zwischen Isolation auf engstem Raum einerseits und der Vergegenwärtigung grenzenloser Weite andererseits setzt sich im vorderen Ausstellungsraum von Kurt-Kurt fort: Die Wasserstraßen rund um Moabit werden hier von Austeen/Schröder modellhaft nachgebaut. Die Spree fließt durch den Ausstellungsraum, der Westhafen, Berlins Tor zur Weite der Weltmeere (von hier könnte man bis Norwegen segeln) ist zu erkennen und ein kleines Boot dreht seine Runden. Von Bord erschallt der Schiffahrts-Chor Berlin mit dem skandinavischen Lied: Wer kann segeln ohne Wind.
An den Wänden sehen wir die Originaldisplays der Schifferkirche im Westhafen. Im Austausch dafür erhielt diese von den Künstlern neu angefertigte Schautafeln für die Außenfassade, die in ihrer bunten Farbigkeit zurück auf den Kunstraum verweisen.
Und wer an der Kirche im Westhafen vorbeispaziert, vernimmt plötzlich einen seltsamen Gesang aus anderen Sphären, das Kirchenfenster selbst scheint zu klingen und Gesang von Moabit in die Welt hinaus zu senden.
Siri Austeen ist in Norwegen durch ihre sensibel komponierten und technisch beeindruckenden Sound-Installationen bekannt geworden. Stefan Schröder arbeitet seit Jahren vor allem an und mit präzisen Eingriffen im öffentlichen Raum. Für das Projekt Kurt-Kurt arbeiten die beiden Künstler zum ersten Mal zusammen und realisieren die vielschichtig verwobene Installation Display Exchange Moabits2.
Weitere Informationen zu den Künstler finden Sie unter www.austeen.no und www.schroederstefan.com
Kurt – Kurt
im Geburtshaus von Kurt Tucholsky
Lübecker Straße 13
D-10559 Berlin
Pfelder / Simone Zaugg
Tel +49 30 397 46 942
www.kurt-kurt.de
Ausstellung 15. - 31. Mai 2008
Öffnungszeiten Do - Sa 16 - 19 Uhr oder nach Vereinbarung
Mit freundlicher Unterstützung:
Bezirkskulturfond Bezirksamt Mitte von Berlin, TEK-TAT Lebensmittelmarkt, Schiffahrts-Chor Berlin e.V., Schiffergemeinde Westhafen
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